Nach diesem Modul kannst du:
grundlegende Ausdrucksformen der Hundekommunikation erkennen und einordnen.
verstehen, wie Hunde über Körper, Raum, Spannung und Bewegung Informationen austauschen.
frühe Signale von Unsicherheit, Entlastung oder Klärungsbedarf im Alltag identifizieren.
Körpersprachies nach sprich.hund® als hilfreiches Werkzeug nutzen, um Ausdrucksverhalten differenziert beobachten zu können.
Situationen einschätzen, in denen Kommunikation kippt oder Unterstützung notwendig wird.
1. Warum wir über Ausdrucksverhalten sprechen
Hunde kommunizieren nicht über Worte, sondern über Körperhaltung, Spannung, Raumverhalten und feine Bewegungen.
Wenn wir diese Signale lesen können, verstehen wir, wie ein Hund Situationen bewertet — lange bevor Verhalten laut wird.
Um diese oft sehr kleinen Bewegungen sichtbar zu machen, nutzen wir in diesem Modul die Körpersprachies nach sprich.hund®.
Sie sind kein eigenes Lernziel, sondern ein Werkzeug, das hilft, Ausdrucksverhalten präziser zu beschreiben.
Die folgenden Körpersprachies tauchen im Alltag immer wieder auf. Viele Hunde nutzen sie nahezu ständig — nur sehr subtil.
Ein Hund bewegt sich seitlich statt frontal.
Das ist ein höfliches „Ich komme friedlich“ oder „Ich brauche etwas Raum“.
Alltag:
Dein Hund geht bei einer Begegnung von sich aus leicht seitlich.
Er klärt freundlich ab und entlastet die Situation.
Stillstand ist kein Widerstand.
Es ist eine Pause zum Bewerten.
Der Hund prüft:
„Was passiert hier? Wie viel Abstand brauche ich? Ist das sicher?“
Alltag:
Im Park bleibt dein Hund vor einer Gruppe Jogger stehen.
Er braucht einen Moment zum Sortieren – zwing ihn nicht durch.
Dieses Vorwärtsgehen bedeutet nicht „Dominanz“, sondern:
„Ich muss das genauer prüfen.“
Der Hund versucht, durch Annäherung die Lage zu verstehen oder Unsicherheit zu kompensieren.
Alltag:
Dein Hund bewegt sich bei einem Geräusch ein paar Schritte vorwärts – nicht, um „zu führen“, sondern, um die Informationslücke zu schließen.
Ein kurzer Blick, ein leichter Körperwinkel zu dir:
„Hast du die Situation im Blick?“
Das ist keine Frage nach „Erlaubnis“.
Es ist ein Bedürfnis nach Klarheit.
Alltag:
Bei einer unübersichtlichen Wegkreuzung schaut dein Hund zu dir.
Wenn du ruhig weitergehst oder den Weg klärst, sinkt seine Spannung.
Mikroveränderungen in Spannung, Atemrhythmus oder Schwerpunkt zeigen, wie der Hund emotional steht:
Anspannung → Vorsicht, Unsicherheit, Erwartung
Entspannung → Sicherheit, Klarheit
Plötzliche Aktivierung → Reizauslösung, innere Verschiebung
Alltag:
Vor dir taucht ein unbekannter Hund auf.
Dein Hund wird minimal höher oder fester im Körper.
Das ist keine „Vorbereitung zum Angriff“, sondern ein Zeichen:
„Ich habe das gesehen. Das ist wichtig.“
Ein Signal bedeutet nur im Zusammenspiel etwas:
Kontext: Wo seid ihr? Wie eng? Wie laut? Wie nah?
Körper: Welche Spannung? Welche Richtung? Welche Atmung?
Raum: Wie viel Platz? Welche Wege? Welche Blickachsen?
Die Körpersprachies funktionieren nicht einzeln.
Sie sind Elemente eines dynamischen Gesprächs.
Ein Hund geht einen Bogen.
Der andere Hund ist aber frontal orientiert, der Raum eng.
Die Spannung steigt, obwohl der erste höflich kommuniziert.
Der Kontext bestimmt die Wirkung — nicht nur die Bewegung.
Viele Halter*innen sehen erst die lauten Signale:
Bellen
Zerren
Anstarren
Ausweichen
Doch diese sind Ergebnisse, nicht Anfangspunkte.
Der Anfang war ein Körpersprachie — übersehen, nicht verstanden.
Missverständnisse entstehen, wenn wir:
den Hund moralisch beurteilen („stur“, „provozierend“)
Situationen nicht als Hund wahrnehmen
kleine Signale übergehen
Raum oder Distanz nicht anpassen
Ein Hund kommuniziert immer richtig.
Wir müssen nur richtig lesen.
Damit der Hund klar kommunizieren kann, braucht er Bedingungen, die seine Körpersprache nicht behindern:
ausreichend Raum
keine zu schnellen Übergänge
eine ruhige Grundgeschwindigkeit
vorhersehbare Bewegungen
Klarheit über den Weg oder die Richtung
Wenn du die Situation stabilisierst, wird der Hund automatisch feiner in seinen Signalen.
Ein Hund, der ständig in engen Wegen laufen muss, wird gröber.
Ein Hund, der oft in Bögen gehen darf, wird feiner.
Körpersprache entwickelt sich mit den Bedingungen — nicht über Training.
Welche Körpersprachies zeigt dein Hund besonders häufig?
In welchen Situationen überhörst du vielleicht seine frühen Signale?
Wann orientiert er sich zu dir — und wie reagierst du?
Wo könntest du durch Raumgestaltung oder Tempo sofort Entlastung schaffen?